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Ausgabe 11/2023

Berufliche Grundbildung

Nahtstellenbarometer und Monitoring zum Lehrstellenmarkt

Das Nahtstellenbarometer erfasst Bildungsentscheide von Jugendlichen am Ende der obligatorischen Schulzeit und die Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Die Erhebung vom April 2023 zeigt, dass 61% der Jugendlichen eine berufliche Grundbildung in Erwägung ziehen (dual oder schulisch). 25% derjenigen, die eine duale Berufsbildung machen wollen, haben vor, gleichzeitig eine Berufsmaturität zu absolvieren. 74% der befragten Unternehmen geben an, das Lehrstellenangebot gegenüber dem Vorjahr konstant gehalten zu haben. Gemäss SBFI-Monitoring wurden bis Ende Mai 2023 51'404 Lehrverträge abgeschlossen. Dieser Wert entspricht 69% der im Vorjahr insgesamt abgeschlossenen Lehrverträge. Die Lehrstellenbesetzung verläuft damit ähnlich wie letztes Jahr.

Studie zum Thema Lehrvertragsauflösung

Eine Lehrvertragsauflösung kann eher von der lernenden Person oder eher vom Lehrbetrieb ausgehen. Eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz kommt zum Schluss, dass die Auflösung durch Lernende eher zu Berufswechseln führt, während eine Auflösung durch die Betriebe eher zu Betriebswechseln führt. Zudem unterstreichen die Befunde die Bedeutung der Anstrengungsbereitschaft der Jugendlichen zur Vermeidung von Lehrvertragsauflösungen. Schliesslich fand die Studie Hinweise darauf, dass die Person-Umwelt-Passung kein relevanter Prädiktor für eine Trennung ist. Folglich spielt gemäss dieser Studie die Wahl eines unpassenden Berufes eher eine untergeordnete Rolle bei der Vorhersage von Lehrvertragsauflösungen. Die Studie wurde in Transfer publiziert.

Höhere Berufsbildung und Weiterbildung

EHB-Trendmonitoring: Lebenslanges Lernen wichtigster Trend

Das Observatorium für die Berufsbildung der EHB hat sein Trendmonitoring 2022 publiziert. Darin werden technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends und damit verbundene Herausforderungen für die Berufsbildung identifiziert. Basis bilden aktuelle wissenschaftliche und fachliche Publikationen sowie politische Geschäfte. Den wichtigsten Megatrend bildet gegenwärtig das Lebenslange Lernen: 35% der Publikationen sowie 55% der politischen Geschäfte befassen sich damit. Weitere wichtige Trends sind die Arbeitsmarktlage und die digitale Transformation.

EHB-Projekt zum Lernen am Arbeitsplatz

Welche Faktoren sind für das Lernen und die Weiterbildung am Arbeitsplatz förderlich? So lautete eine der Fragen, die im Rahmen des EHB-Projekts "STILLLearning" untersucht wurden. Befragt wurden 55 Unternehmensvertretungen aus drei europäischen Ländern. Aus ihrer Sicht bildet die Möglichkeit, mit Kolleginnen und Kollegen zu interagieren und selbstständig zu arbeiten, die Hauptquelle für alltägliche informelle Lernprozesse. Im Rahmen von Workshops entstanden zudem Ideen, wie das betriebliche Lernen gefördert werden kann. Daraus resultierten eine Ideensammlung und ein Online-Kurs zur Planung, Anleitung und Bewertung innovativer Lern- und Ausbildungslösungen am Arbeitsplatz (beides in englischer Sprache).

Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen: Genehmigung

Folgende Prüfungsordnung (ohne Titeländerung) wurde vom SBFI genehmigt:

  • Zivilschutzinstruktor/in (BP)

Die Prüfungsordnung wird im SBFI-Berufsverzeichnis aufgeschaltet.

Mittelschulen und Hochschulen

NE: Advanced Practice Nursing gesetzlich verankert

Wie bereits der Kanton Waadt im Jahr 2017 hat nun auch der Kanton Neuenburg den Beruf Pflegeexpertin/Pflegeexperte im Gesetz verankert. Entgegen der Empfehlung des Staatsrats hat der Grosse Rat den Gesetzesentwurf mit 69 zu 16 Stimmen bei 13 Enthaltungen verabschiedet. Pflegeexpertinnen und -experten geniessen mehr Selbstständigkeit als das übrige Pflegepersonal und sollen Ärztinnen und Ärzte unterstützen. Sie können insbesondere diagnostische Tests anfordern und interpretieren, medizinische Handlungen vornehmen und Medikamente verschreiben. Pflegeexpertinnen und -experten haben einen Masterstudiengang in Advanced Practice Nursing (APN) an einer Fachhochschule oder Universität abgeschlossen. Nach der Annahme der Pflegeinitiative findet der Beruf zwischen 2025 und 2027 Eingang in die Bundesgesetzgebung.
Weitere Informationen: Artikel von ArcInfo (kostenpflichtig), RTSinfo

Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung

Nahtstellenbarometer: Rolle der Eltern in der Berufswahl

Im Nahtstellenbarometer vom April 2023 wurden die Jugendlichen unter anderem nach der Rolle ihrer Eltern in der Ausbildungs- und Berufswahl befragt. 88% der befragten Jugendlichen geben an, dass ihre Eltern sie im Prozess der Ausbildungswahl unterstützt haben. Damit sind Eltern vor den Lehrpersonen (51%) die wichtigste Anlaufstelle bei Fragen zu Ausbildungswegen nach der obligatorischen Schulzeit. Die Mehrheit der Jugendlichen attestiert den Eltern gute Kenntnisse über das Bildungssystem, wobei die Eltern in der Deutschschweiz häufiger als sehr gut informiert beschrieben werden als in den anderen Landesteilen. Gut die Hälfte der Jugendlichen ist in der Ausbildungswahl frei von Wunschvorstellungen der Eltern: Keinen entsprechenden Wunsch äussern 56% der Schweizer Eltern und 34% der Eltern mit einer anderen Staatszugehörigkeit.
Medienmitteilung

Online-Kurs "Klischeefrei zu Berufen beraten"

Ein E-Learning-Kurs aus Deutschland vermittelt Wissen zum Einfluss von geschlechterbezogenen Rollenbildern auf die Berufswahl sowie Beratungsstrategien anhand von Fallbeispielen. Der Kurs richtet sich an Berufsberater/innen und umfasst sieben Module. Der Zeitpunkt der Bearbeitung ist frei wählbar; insgesamt dauert sie ca. acht Stunden. Entwickelt wurde der Kurs von der Initiative Klischeefrei zusammen mit der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit. Die Teilnahme ist kostenlos.

Kann ChatGPT Laufbahnberatung?

Der Laufbahnberater Thomas Diener hat einen Selbstversuch mit ChatGPT durchgeführt. Basierend auf seiner eigenen Biografie und dem Modell IKIGAI entwickelte er im Dialog mit ChatGPT eine Laufbahnidee – und liess sich gleich auch ein Bewerbungsschreiben aufsetzen. Thomas Diener kommt zum Schluss, dass das Resultat ziemlich verblüffend sei, der Beratungsprozess gut gesteuert werden müsse und die Interpretation des Chats Kenntnisse voraussetze. ChatGPT werde daher noch keine erfahrenen Fachleute ersetzen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz könne den Beratungsprozess jedoch unterstützen und wahrscheinlich auch beschleunigen. Das Chat-Protokoll hat er auf seiner Website veröffentlicht.

Arbeitsmarkt

Rekrutierungstrends bei grossen Unternehmen

Best Recruiters untersucht jedes Jahr, wie die 1200 grössten Unternehmen im deutschsprachigen Raum ihre Mitarbeitenden rekrutieren. Dafür werden Karriere-Websites, das mobile Recruiting, Initiativen im Social Web sowie Job-Inserate analysiert. Aus dem Studienbericht 2022/2023 geht hervor, dass die Unternehmen in der Schweiz stärker als früher flexible Arbeitsmodelle und Gesundheitsförderung bewerben. Gleichzeitig wird die Kommunikation unpersönlicher: Weniger Unternehmen geben auf ihrer Website Kontaktpersonen für Rückfragen bekannt. Auch die Wertschätzung in Absageschreiben ist zurückgegangen. Schliesslich bieten die meisten Unternehmen (88%) eine mobile Bewerbungsmöglichkeit an; in der Praxis finden sich aber häufig Hürden wie die vorgängige Erstellung eines Accounts oder eine Vielzahl an auszufüllenden Feldern. 
Medienmitteilung

Arbeitgebende und -nehmende zur Lohndiskriminierung

Eine vom Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV) in Auftrag gegebene Erhebung der Universität St. Gallen (HSG) stellt einen unerklärten Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen von 3,3% fest. Das BFS hatte für das Jahr 2020 einen unerklärten Lohnunterschied von 8,6% errechnet. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) bemängelt die Repräsentativität der HSG-Erhebung. Travail.Suisse seinerseits hat eine Schwarze Liste lanciert: Unternehmen, die der gesetzlichen Pflicht zur Durchführung einer Lohngleichheitsanalyse nicht nachkommen, können dort anonym gemeldet werden.
Medienmitteilungen: SAV, SGB, Travail.Suisse

WEF-Report zur Automatisierung von Jobs

Der "Future of Jobs Report 2023" des Weltwirtschaftsforums WEF befasst sich mit der Frage, welche Tätigkeiten durch Roboter und Künstliche Intelligenz erledigt werden können. Der Bericht zeigt, dass die Erwartungen betreffend Automatisierung von manuellen Arbeiten nach unten korrigiert wurden. Gleichzeitig wird erwartet, dass Denken, Kommunikation und Koordination in Zukunft stärker automatisierbar sein werden. Mit einem starken Beschäftigungswachstum wird in den Bereichen Bildung, Landwirtschaft und digitaler Handel gerechnet; die grössten Verluste werden in den Verwaltungsfunktionen sowie in den traditionellen Sicherheits-, Fabrikations- und Handelsfunktionen erwartet. Wichtigste Fähigkeiten bei den Arbeitnehmenden bleiben analytisches und kreatives Denken.
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Wer sind die Selbstständigen?

Die Anzahl der von der AHV erfassten Selbstständigerwerbenden ist zwischen 2001 und 2017 um 6% gesunken. Während die Zahl der selbstständigerwerbenden Männer um ein Viertel zurückging, ist sie bei den Frauen um 36% gestiegen. Mittlerweile ist knapp die Hälfte der Selbstständigen weiblich. Selbstständige sind durchschnittlich 48 Jahre alt – acht Jahre älter als Arbeitnehmende im Durchschnitt. Der Median der jährlichen Einkommen aus der Selbstständigkeit lag 2017 bei 26'000 Franken. Rund 40% der Selbstständigen haben zusätzlich ein Einkommen aus einer Anstellung. Mitverantwortlich für den Rückgang der Selbstständigen dürfte die 2008 in Kraft getretene GmbH-Reform sein, die neu Ein-Personen-Kapitalgesellschaften zulässt. Diese werden von der AHV nicht als Selbstständige erfasst. Dies berichtet die Zeitschrift Soziale Sicherheit CHSS im Juni 2023.

Verschiedenes

IRDP: Ausbildungswahl der Westschweizer Jugendlichen

Das Institut de recherche et de documentation pédagogique (IRDP) hat die Verteilung von Jugendlichen auf die verschiedenen Bildungsgänge der Sekundarstufe II in den Westschweizer Kantonen für das Schuljahr 2021/2022 dokumentiert. Es handelt sich hierbei um den Anteil der unter 20-Jährigen, die nach der obligatorischen Schulzeit entweder eine berufliche Grundbildung oder eine allgemeinbildende Schule (Gymnasium oder Fachmittelschule) absolvieren. Die Mehrheit der Schulabgänger/innen aus dem Kanton Genf (66%) und dem Kanton Waadt (58%) entscheidet sich für eine allgemeinbildende Schule. In der übrigen Schweiz dagegen begannen im Schuljahr 2021/2022 beinahe zwei Drittel aller Jugendlichen eine berufliche Grundbildung (EFZ oder EBA). Den höchsten Anteil an Jugendlichen im ersten Lehrjahr verzeichnet der Kanton Bern (74%), gefolgt von den Kantonen Jura (69%), Wallis (61%), Neuenburg (59%) und Freiburg (58%). Die Zahlen weichen nur geringfügig vom Vorjahr ab.
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UNICEF: Psychische Gesundheit von Jugendlichen

Ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen in der Schweiz und in Liechtenstein ist von psychischen Problemen betroffen. Jeder elfte Jugendliche hat schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Dies geht aus einer UNICEF-Studie hervor, an der 1097 Jugendliche teilgenommen haben. Die grössten Risikofaktoren für eine negative psychische Entwicklung sind schwierige Familienverhältnisse, ein tiefer sozioökonomischer Status, schlechte Kindheitserfahrungen sowie chronische Leiden. Knapp ein Drittel der Befragten geben an, mit niemandem über ihre Probleme zu sprechen. UNICEF formuliert Empfehlungen zur Prävention, zur Öffentlichkeitsarbeit, zum Einbezug der Jugendlichen und zum Monitoring.

Schweiz-Vereinigtes Königreich: Anerkennung von Berufsqualifikationen

Wer in der Schweiz zum Beispiel als Anwalt arbeitet, soll das auch im Vereinigten Königreich tun können: Dafür sorgt ein neues Abkommen zwischen den Ländern, das am 14. Juni 2023 unterzeichnet wurde; es muss noch ratifiziert werden. Das Abkommen ermöglicht den Zugang zu reglementierten Berufen in den beiden Ländern und bringt Vorteile für Schweizer Berufsleute und Unternehmen. Diese können im Vereinigten Königreich weiterhin ihre Dienstleistungen anbieten. Die Förderung der internationalen Anerkennung von Schweizer Berufsabschlüssen ist eines der Ziele des Bundesrates, der weitere Abkommen mit Ländern anstrebt, die ein ähnliches Bildungssystem wie die Schweiz aufweisen.
Medienmitteilung

SBBK publiziert Jahresbericht 2022 und Ziele 2023

Der Jahresbericht 2022 der erweiterten SBBK ist erschienen. Dort finden sich Kurzberichte zu den 13 wichtigsten Aktivitäten, so zur Bewältigung von Covid-19 oder zur Positionierung der höheren Fachschulen. Einen umfassenden Einblick in die Aktivitäten gibt eine tabellarische Berichterstattung zu den Jahreszielen 2022. Eine Liste der Gremien und ihrer Mitglieder rundet den Jahresbericht ab. Publiziert wurden auch die Ziele 2023. Zur erweiterten SBBK gehören neben den kantonalen Leitungen der Berufsbildungsämter jene Amtsleitungen, welche in den Kantonen gegenüber dem Regierungsrat für die Themen der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung sowie der Weiterbildung zuständig sind.

BFI-Botschaft 2025-2028 mit moderatem Wachstum

Der Bundesrat hat am 2. Juni 2023 die Vernehmlassung zur Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation 2025-2028 (BFI-Botschaft) eröffnet. Geplant sind Ausgaben von 29,7 Milliarden Franken, das entspricht einem Wachstum von 2%. Für die Berufs- und Weiterbildung sind folgende Budgeterhöhungen vorgesehen: Pauschalbeiträge und höhere Berufsbildung +1,9%, Innovations- und Projektbeiträge +2,9%, EHB +3,1%, Weiterbildung und Ausbildungsbeiträge +1,7%. Der Bundesrat weist darauf hin, dass die finanzielle Lage des Bundes schwierig bleibe. Generell solle im BFI-Bereich eine Stop-and-go-Politik vermieden werden. Ob die Obergrenze für die BFI-Botschaft jedoch ausgeschöpft werden könne, hänge von der weiteren Entwicklung der Bundesfinanzen ab. Die Vernehmlassung dauert bis am 24. September 2023.
Medienmitteilung

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Inserate

Bekennt sich die Berufsbildung zu Skillsnet?

Die EHB lanciert eine Crowdfunding-Kampagne für Skillsnet und lädt führende Exponent:innen der Berufsbildung ein, bis zum 31. August 2023 teilzunehmen. Ziel ist ein Gesamtbetrag von 185'000 Franken, um Skillsnet im 2024 weiterzuführen. Bekennen auch Sie sich zu Skillsnet, der Vernetzungsplattform von der Berufsbildung für die Berufsbildung und leisten Sie noch heute Ihr Beitragsversprechen! 
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Modulares "SVEB-Zertifikat Ausbilder/in – Durchführung von Lehrveranstaltungen"

Sind Sie beruflich und zeitlich stark eingebunden? Neu können Sie ab September 2023 das schweizweit anerkannte "SVEB-Zertifikat Ausbilder/in – Durchführung von Lernveranstaltungen" in drei Teilmodulen in maximal drei Jahren besuchen und so in Ihren vollgepackten Arbeitsalltag integrieren. Die Teilmodule sind so konzipiert, dass sie den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt gerecht werden und Sie gezielt auf den Kompetenznachweis vorbereiten.
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