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Ausgabe 06/2025

Berufliche Grundbildung

Travail.Suisse will Berufsbildung gegenüber Allgemeinbildung stärken

Die Berufsbildung verliert gegenüber der Allgemeinbildung an Terrain. Vor diesem Hintergrund fordert Travail.Suisse in einem Meinungsbeitrag in Transfer Massnahmen, um dem entgegenzuwirken. Vier Ansätze stehen für den Gewerkschafts-Dachverband im Vordergrund. Erstens: die Konkurrenz durch Weiterbildungsangebote der Hochschulen (CAS, DAS, MAS) eindämmen. Zweitens: Erwachsene ohne Berufsabschluss, Berufsleute mit ausländischem Abschluss sowie Menschen mit Behinderung besser in die Berufsbildung integrieren. Drittens: die berufliche Grundbildung durch mehr Ferien für Lernende und durch besser qualifizierte Berufsbildende attraktiver machen. Viertens: gerechtere Löhne für Fachleute mit Berufsbildungsabschluss sowie bessere Anerkennung der Bildungsabschlüsse, insbesondere im Bereich der höheren Berufsbildung.

ICT-Award 2025: Lehrbetriebe können sich bewerben

ICT-Berufsbildung Schweiz zeichnet jedes Jahr drei Lehrbetriebe für herausragendes Engagement in der Nachwuchsförderung aus. Der sogenannte «ICT Education & Training Award 2025» wird an je einen kleinen, mittleren und grossen Lehrbetrieb verliehen. Eine unabhängige Jury nominiert die Finalisten der drei Kategorien. Die Gewinner werden am 13. November 2025 im Hallenstadion Zürich bekannt gegeben. Der beste Lehrbetrieb über alle Kategorien hinweg erhält zusätzlich die Auszeichnung als Top-Lehrbetrieb. Das Bewerbungsfenster ist bis zum 16. Mai geöffnet.
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Bewerben per Video: Swisscom macht gute Erfahrungen

Seit 2022 verzichtet Swisscom in der Deutschschweiz bei der Vorselektion von Lernenden auf Bewerbungsdossiers (Motivationsschreiben, Schulnoten, Zeugnisse). Die Einladung zum Bewerbungsnachmittag erfolgt auf der Basis von Videoantworten, welche die Jugendlichen online abgeben. Die Videos werden nach strikten Kriterien bewertet. An einer Veranstaltung der EB Zürich (EB Connect) präsentierte das Unternehmen die interne Evaluation des Pilotprojekts. Fazit: Obwohl bei der Rekrutierung keine Schulnoten verlangt werden, wichen diese – nachträglich eingefordert – kaum von denjenigen der Lernenden aus den Vorjahren ab. Es gab weder mehr Probleme mit den Lernenden noch kam es zu mehr Lehrabbrüchen. Noch nicht bekannt ist die Erfolgsquote beim Qualifikationsverfahren. Ab dem Schuljahr 2025/2026 kommt die Videoselektion auch in der Romandie und im Tessin zum Einsatz. Mit dem neuen Verfahren kann Swisscom die Bewerber/innen deutlich effizienter triagieren.

Berufliche Grundbildung: Anhörungen

Die folgenden Verordnungen (ohne Titeländerungen) über die berufliche Grundbildung wurden zur Anhörung publiziert:

  • Automobil-Assistent/in EBA

  • Automobil-Fachmann/-frau EFZ

  • Automobil-Mechatroniker/in EFZ

Die entsprechenden Dokumente stehen auf der Website des SBFI zur Verfügung.

Höhere Berufsbildung und Weiterbildung

Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen: Entwurf

Der Entwurf folgender Prüfungsordnung (ohne Titeländerung) wurde beim SBFI eingereicht (siehe Bundesblatt vom 11. März 2025):

  • Job Coach/in Arbeitsintegration (BP)

Mittelschulen und Hochschulen

Mehr gymnasiale Maturitäten und mehr Hochschulstudierende bis 2033

Für den Zeitraum von 2024 bis 2033 rechnet das BFS mit einer markanten Zunahme der gymnasialen Maturitäten (+23%). Verantwortlich dafür sind das demografische Wachstum und die steigenden Gymnasialquoten. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der gymnasialen Maturitäten nur leicht angestiegen (+4,1%). Die Anzahl Fachmittelschulausweise soll in den nächsten zehn Jahren um 24% zunehmen – gleich stark wie im vergangenen Jahrzehnt. Für die Zahl der Hochschulstudierenden prognostiziert das BFS für den Zeitraum von 2024 bis 2033 ein Wachstum von 18%. Die Universitäten und die Fachhochschulen sollen um je 17% wachsen, die Pädagogischen Hochschulen um 25%. Das stärkste Wachstum wird in der Informatik, Mathematik und Physik sowie in den Gesundheits- und Pflegeberufen erwartet.
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Forschungsarbeit zur Erhöhung der Studiengebühren

Der Bundesrat plant eine Verdoppelung der Studiengebühren an Schweizer Hochschulen für Studierende aus der Schweiz, für ausländische Studierende gar eine Vervierfachung. Das weckt Ängste. Um die potenziellen Auswirkungen einer solchen Erhöhung zu beurteilen, haben Forschende aus Lausanne bestehende Studien aus der Schweiz und anderen Ländern zu diesem Thema analysiert (siehe Artikel auf Englisch oder deutsche Zusammenfassung). Ihre Schlussfolgerung: Eine Erhöhung der Studiengebühren wie vom Bundesrat geplant hätte kaum Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage nach Studienplätzen, sofern die Gebührenerhöhungen mit einer angemessenen Erhöhung von gezielten Finanzhilfen einhergehen würden. Ohne derartige Ausgleichsmassnahmen allerdings wäre der Zugang zu den Hochschulen für Personen aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen gefährdet.
Medienmitteilung (in Englisch)

Gegen den Fachkräftemangel in Architektur, Bauwesen und Geomatik

Die Zahl der Studierenden in den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen und Geomatik stagnierte in den letzten zehn Jahren, nachdem zuvor ein starkes Wachstum zu verzeichnen war. Besonders im Bauingenieurwesen gab es Rückgänge, während die Geomatik stabile, aber niedrige Studierendenzahlen aufweist. In allen drei Berufsfeldern herrscht Fachkräftemangel. Das geht aus einem Bericht hervor, mit dem der Bundesrat ein Postulat aus dem Ständerat beantwortet. Der Bundesrat erachtet punktuelle Massnahmen als notwendig, um die Studierendenzahlen in diesen Fächern zu erhöhen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Insbesondere bei den Frauen gebe es ein nicht annähernd ausgeschöpftes Potenzial. Die Attraktivität der Studienangebote und die Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden.
Medienmitteilung

EPFL: Master in Urban Systems

Im Herbst 2025 führt die EPFL einen Master in Urban Systems ein. Ziel des zweijährigen Masterstudiengangs ist die Ausbildung von Fachpersonen für die nachhaltige, systemische und interdisziplinäre Bewirtschaftung von städtischen Gebieten. Der Studiengang richtet sich an Inhaber/innen eines Bachelors in Bauingenieurwesen, Architektur, Ingenieur- und Umweltwissenschaften oder verwandten Gebieten und führt zum Abschluss Ingenieur/in ETH. Nach einem gemeinsamen Grundlagenstudium entscheiden sich die Studierenden für eine der folgenden Vertiefungsrichtungen: Mobilität, Verkehr und Klimawandel, ökologischer Wandel in städtischen Systemen oder Gesundheit und Wohlbefinden im städtischen Umfeld. Den Absolventinnen und Absolventen stehen Beschäftigungsmöglichkeiten in den Gebieten Städtebau, Umwelt- und Raumplanung offen.
Medienmitteilung

Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung

Auslandspraktikum für Lehrabgänger/innen

Wer nach Abschluss der beruflichen Grundbildung Berufserfahrung im Ausland sammeln möchte, muss sich in der Regel selber eine Anstellung oder ein Praktikum organisieren. Diese Lücke will swype schliessen. Es ermöglicht jungen Berufsleuten, die im Sommer 2025 ihre Lehre beenden, ein dreiwöchiges Praktikum in einem branchenverwandten Unternehmen in Cork (Irland). Vorgelagert ist ein einwöchiger Sprachkurs. Die Kosten für die Teilnehmenden betragen lediglich 200 Franken, die übrigen Kosten übernehmen der Verband Travail.Suisse – welcher das Projekt lanciert hat – und Movetia. Das Anmeldefenster ist zwischen dem 1. und dem 13. April offen.

Berufsberatung für Ukrainer/innen

Aktuell haben rund 4,2 Millionen Ukrainer/innen einen vorübergehenden Schutzstatus in Europa. Deren Integration in den europäischen Arbeitsmarkt ist eine grosse Herausforderung. Der Verband der Berufsberaterinnen und Berufsberater der Ukraine möchte auch Ukrainer/innen im Ausland unterstützen und so deren Integrationschancen verbessern. Mit verschiedenen digitalen Tools bietet er Zugang zur Berufsberatung und zu Umschulungs- oder Weiterbildungsangeboten. Unter anderem ist die Plattform Diia.Education entwickelt worden. Sie ist in Ukrainisch und Englisch verfügbar und umfasst unter anderem Video-Tutorials, Webinare und Selbsteinschätzungstests.
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Berufliche Perspektiven für Pflegehelfer/innen

Welche Möglichkeiten gibt es für Pflegehelfer/innen mit Berufserfahrung, um einen Abschluss auf Stufe EFZ zu erwerben? Die überarbeitete Broschüre «Berufliche Perspektiven für Pflegehelfende» des Verbands Artiset gibt Auskunft. Artiset weist auch auf ein Projekt von OdASanté hin, das die Rolle, die Kompetenzen und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten von Pflegehelfer/innen stärken soll. Bereits seit dem 1. Februar 2025 ist OdASanté auch für die Anerkennung und Zertifizierung von Pflegehilfekursen zuständig, die ausserhalb des Schweizerischen Roten Kreuzes angeboten werden. Nun soll ein klar definiertes Profil für Pflegehilfekurse erstellt werden, das den Bedürfnissen der Arbeitgebenden entspricht und für Arbeitnehmende attraktiv ist.
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Zentralschweizer Pflegende werben mit Videoclips für ihren Beruf

«Echte Filme. Echte Pflege.»: So lautet der Slogan einer Werbeaktion für Pflegeberufe. 35 Pflegende aus 12 Spitälern der Zentralschweiz haben eine Video-Kampagne mit 16 Clips lanciert, welche authentische, teils humorvolle Einblicke in den Pflegealltag bieten. Denn: Wer wüsste besser, was sinnvoll, anstrengend, lustig, lohnend oder öde an einem bestimmten Beruf ist, als jene, die diesen Beruf ausüben? Die Clips wurden ausschliesslich von den Pflegenden selbst entwickelt und gedreht, ohne Unterstützung durch Werbeprofis. Sie sind auf Instagram, TikTok, YouTube oder unter pflegeberufe-zentralschweiz.ch zu sehen und Teil der Zentralschweizer Woche der Gesundheitsberufe Xund (22. bis 29. März 2025).

Arbeitsmarkt

Ein höherer Lohn ist für Frauen der Hauptgrund für einen Jobwechsel

Die Mehrheit der Frauen (85%) ist mit ihrem Job zufrieden. Dennoch ist mehr als die Hälfte der Frauen (57%) bereit für einen Stellenwechsel. Hauptgrund dafür ist die Unzufriedenheit mit der Bezahlung (52%). Aber auch der Wunsch nach Abwechslung (30%), Unzufriedenheit mit der Führungskraft (26%) und hoher Stress (26%) sorgen für Unmut im Job. Hingegen ist die Sorge vor einem Jobverlust gesunken: Nur 14% der Frauen befürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, während es vor einem Jahr noch 25% waren. Für eine neue Stelle sind Lohn, Arbeitsplatzsicherheit und Flexibilität entscheidend. Dies sind die Ergebnisse der XING Wechselwilligkeitsstudie 2025, für die das Meinungsforschungsinstitut forsa über 500 Beschäftigte in der deutschsprachigen Schweiz befragt hat.
Medienmitteilung

Berufsintegration geflüchteter Frauen aus der Ukraine

Ende 2024 lag die Erwerbstätigenquote von ukrainischen Frauen in der Schweiz bei 28,2, also deutlich unter dem Ziel des Bundesrats, nach welchem 40% der ukrainischen Geflüchteten berufstätig sein sollten. Eine Studie im Auftrag des Bundes zeigt, dass trotz guter Qualifikationen und hoher Arbeitsmotivation der Einstieg schwierig ist. Sprachbarrieren, nicht anerkannte Diplome und fehlende Arbeitszeugnisse stellen wesentliche Hindernisse dar. Hinzu kommen Herausforderungen bei der Kinderbetreuung und die Unsicherheit über die Rückkehr in die Ukraine, die mit dem Schutzstatus S einhergeht. Künftig sollten klare Informationen für Geflüchtete sowie eine bessere Koordination zwischen Integrationsförderung und öffentlicher Arbeitsvermittlung angestrebt werden.
Weitere Informationen: Die Volkswirtschaft

MEM-Branche: Plattform zur Fachkräftesituation

Die beiden Verbände Angestellte Schweiz und Swissmechanic lancieren zusammen mit BAK Economics den Fachkräftemonitor. Diese Plattform soll als Wissenspool zum Thema «Fachkräfte und Kompetenzen» dienen. Sie stellt Analysen zur Fachkräftesituation sowie Lösungsansätze zur Überwindung des Fachkräftemangels zur Verfügung. Eine Analyse für die MEM-Branche etwa zeigt, dass offene Stellen wieder schneller besetzt werden können als vor einem Jahr und dass die Komplexität der Stellenprofile in den letzten Jahren zugenommen hat. KI-bezogene Fähigkeiten spielen allerdings meist noch eine untergeordnete Rolle.

Mangel an Praktikumsplätzen gefährdet den Hebammennachwuchs

Angehende Hebammen müssen während ihres Studiums ein Praktikum absolvieren, doch in der Schweiz gibt es nicht genügend Praktikumsplätze. Angesichts von Spardruck sind kaum Fachpersonen zu finden, die die studierenden Hebammen bei ihrer Arbeit begleiten. Auf der Suche nach Praktikumsplätzen behelfen sich die Schulen mit Praktikumsmöglichkeiten in Deutschland, Frankreich oder gar im kanadischen Québec; dies, obwohl die Unterschiede bei der Ausbildungsorganisation mitunter enorm sind. Der Schweiz droht schon bald ein Hebammenmangel, weil in den nächsten Jahren viele Hebammen in Rente gehen werden.
Weitere Informationen: NZZ (kostenpflichtig)

FR: Integrationsprojekt in der Langzeitpflege

Um dem Fachkräftemangel in der Langzeitpflege entgegenzuwirken, lanciert der Kanton Freiburg ein Projekt für Menschen mit Migrationshintergrund. Ab Sommer 2025 können sie eine mehrmonatige Ausbildung zur Pflegehilfe absolvieren. Die Ausbildung beinhaltet praxisnahen Unterricht, Praktika in Pflegeheimen sowie den Aufbau von Sprach- und Informatikkompetenzen. Die ersten 10 bis 15 Teilnehmenden starten das französischsprachige Programm im Juni und werden von einem Job-Coach begleitet. Ziel ist, dass sie nach der Ausbildung eine Festanstellung in einem Pflegeheim finden. Ab 2026 soll das Integrationsprojekt auch in deutscher Sprache angeboten werden.
Medienmitteilung

ZH: Lehrpersonenmangel nimmt ab

In den Zürcher Gemeinden sind rund 20% weniger Stellen für Lehrpersonen offen als im Vorjahr. Die Situation in Bezug auf den Lehrpersonenmangel bleibt aber angespannt. Die Bildungsdirektion des Kantons Zürich erlaubt den Gemeinden deshalb, auch für das Schuljahr 2025/2026 Lehrpersonen ohne Zulassung einzustellen. Ab Schuljahr 2026/2027 rechnet sie nicht mehr mit einem generellen Mangel an Lehrpersonen; nur in der schulischen Heilpädagogik soll es noch eng werden. Für Lehrpersonen ohne Zulassung, die längerfristig im Schulbetrieb arbeiten wollen, gibt es an der Pädagogischen Hochschule spezielle Angebote wie ein vereinfachtes Aufnahmeverfahren und einen Studiengang für Lehrpersonen ohne Diplom. Im Kanton Zürich holen aktuell jedoch nur etwa ein Fünftel der 500 bis 600 Lehrpersonen ohne Diplom ein Studium nach, wie SRF berichtete.
Medienmitteilung

Verschiedenes

Bildungserfolg ist (auch) eine Frage der sozialen Herkunft

Die sozioökonomische Herkunft beeinflusst den Bildungsabschluss. Das zeigen Zahlen des BFS. Insgesamt haben rund 8% der 25-Jährigen keinen Abschluss der Sekundarstufe II. Bei Jugendlichen aus einkommensschwachen Haushalten (ärmstes Fünftel der Haushalte) liegt dieser Anteil bei 13% (bei Jugendlichen aus Familien mit Sozialhilfebezug gar bei 24%). Auch die Art des Abschlusses variiert: In den einkommensschwachen Haushalten haben 31% der Jugendlichen eine Maturität und 8% ein Eidgenössisches Berufsattest. In den einkommensstarken Haushalten (reichstes Fünftel der Haushalte) hingegen haben 73% der Jugendlichen eine Maturität und nur 1% ein Eidgenössisches Berufsattest. Diese Unterschiede werden durch Faktoren wie Einelternfamilien oder einen hohen Anteil fremdsprachiger Jugendlicher in einer Schulklasse verstärkt.

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